Wozu Rituale ?

Der erste Kaffee morgens oder die erste Essenspause nach der Arbeit. Die Yogapraxis am morgen oder das Zähneputzen am Abend. Rituale zum Schlafengehen für die Kinder oder Abfolgen von Handlungen, die uns Sicherheit geben.

Sind es einfach Gewohnheiten an denen wir hängen? Rituale für uns selbst, für unser Wohlbefinden, für unsere Gesundheit oder zu unserem Genuss ?

Rituale finden auch in Kreisen und Gruppen und zu bestimmten Themen statt. So wie Geburtstage, Silvester, Jahresfeste und Wochenendrituale. Viele dieser Rituale sind in den letzten beiden Jahren ausgefallen. Hinterlassen sie eine Lücke ? Können Rituale uns helfen durch eine Zeit zu kommen, die wir noch nicht begreifen können und die uns bis tief hinein erschüttert ?  Was könnten wir hier von unseren Ahnen oder anderen Kulturen abschauen? Wenn ich in andere Kulturen schaue, schwanke ich zwischen unglaublicher Faszination über die Vielfalt und die Verbindung der Menschen untereinander und Trauer, dass es sich in unserer Gesellschaft oft so leer anfühlt und viele Menschen einsam sind. Aber wir wissen es nicht- vielleicht empfinden diese Menschen in ihrer Kultur auch Enge.  Enge im Sinne von, daß Rituale immer gleich sein sollen wie eine Generation es der nächsten weiter reicht.

Aus diesem Blickwinkel  birgt  für mich diese  Leere- also, dass eher wenig weitergereicht wurde, nicht nur Traurigkeit, sondern auch Freiheit. Wir dürfen nun Dinge neu erfinden, wie sie eben jetzt in unsere Art das Leben zu leben passen. Und wenn ich mich hier in unserer Gesellschaft umschaue, nehme ich,  eine Form von Einsamkeit und Leere wahr. Und die Sehnsucht uns zu verbinden, miteinander und mit etwas das uns Halt gibt  in einer Welt, die sich so schnell ändert und wir nicht wissen wohin die Reise geht. Ein wenig so, als wäre jeder Einzelne ein Raumschiff im Universum ohne Bezug zu irgend etwas. Veränderungen, die das Leben mit sich bringt sind hoffentlich freudvoll- Glück gehabt oder wenn schmerzlich, dann sollen sie bitte möglichst schnell verschwinden. Nur, dass diese sind wie Kinder…. Sie lassen sich nicht ungesehen wegschicken.

Könnten Rituale uns helfen Dinge zu „verdauen“? Und dessen Essenz zur Weiterentwicklung nutzen anstatt durch sie Schaden zu nehmen?

Schauen wir zu unseren Ahnen, die Rituale zu den Intensitäten des Lebens, wie Geburt, Tod, Trennung, Beziehung,  Nahrung, Ernte,  Naturgewalten und persönliche Grenzerfahrungen zelebriert haben. Nur, daß wir wahrscheinlich wenig Erlebnisse zu Ritualen in unserer Kindheit finden. Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und habe noch Teile davon mitbekommen. Die Gespräche über die Zeitqualität, die Beobachtung der Wolken, die Temperatur und wie die Pflanzen darauf reagieren – um planen zu können.  Und ich habe als Kind noch ein wenig den Respekt,  auch im Unausgeprochenen, für Mama Erde erlebt. Ich bin dafür sehr dankbar ( auch wenn ich das als Jugendliche nicht wirklich unterschrieben hätte J )

Unser Körper besteht in seinem Material aus Erde, Feuer, Wasser und Luft- genau so wie dieser Planet auf dem wir leben.  Können wir uns wirklich getrennt von diesen Elementen und den Zyklen des Jahreskreises betrachten ? Nach meinem Empfinden ist diese  gedachte Trennung oder zumindest Entfernung eine große Wurzel unserer gefühlten und kompensierten Leere.  Auch wenn wir uns hier glücklich schätzen können, daß wir alles haben was wir brauchen kennen viele den „schalen Beigeschmack“ dass etwas fehlt.  Es stellt sich die Frage ob die  Rückerinnerung an das EingebundenSEIN in das Ganze fehlen könnte.

Schließlich kleben wir ja nicht einfach an der Oberfläche eines leblosen Steins und die Erde ist auch nicht alleine mit uns im Universum unterwegs.

Die Erde als lebendiges Wesen zu betrachten bedeutet dann auch in eine Form von Kommunikation und Austausch zu gehen. Diese Art von Ritualen könnten wir auch Naturspiritualität nennen. Wobei ich kein Fan davon bin, Dinge in Begriffe zu pressen.

Ich denke, daß wir genug geredet haben und alles mögliche in Begriffe gepackt haben und dass wir nun angekommen sind im Feld der Handlung und der Ausrichtung.

Meine Sehnsucht ist, dass wir wieder Verbindung leben, untereinander und damit zu diesem Planeten auf dem und von dem wir leben und auch etwas zurückzugeben. Mal ehrlich- wir sind alle so gut erzogen, dass wir danke sagen wenn uns etwas gereicht wird- nun, hier vergessen wir es manchmal.

Naturriituale sind also auch eine Möglichkeit in den Austausch zu gehen. Zu empfangen und zu geben. Sie sind Verbindung und Kontakt- in alle Richtungen. Und vielleicht kann etwas tief in uns wieder zurück finden zu einem Gefühl von ´dazugehören`und eingebundenSEIN. Und vielleicht können wir wieder zu einer Form von zauberhaftem Nichtwissen  oder magischem Erleben kommen und uns damit wieder öffnen, der Schönheit von Leben, der Schönheit, dass noch andere Menschen mit uns auf diesem Planeten sind und der Schönheit dessen was nicht sichtbar ist aber unser Herz und unser SEIN mit einer bewegenden Größe überrascht.