Geht das nicht eigentlich am Thema vorbei? Diese Frage haben wir uns wohl immer wieder gestellt. Ein Musikinstrument lernen- eine Chorprobe- Handballtraining und nun sogar Yoga über den Bildschirm?
In meiner Yoga-Ausbildung lernte ich auch einen Monat in Indien in einem Yoga Ashram. Auch wenn ich persönlich denke, dass Yoga in vielen Teilen der Welt gelebt worden ist, hat Indien es doch auf eine wunderbare Weise geschafft diesen lebenspraktischen Weg zu bewahren, zu hüten und wieder mit uns zu teilen.
Hier bei uns kennen wir die Yogapraxis so, daß wir einmal wöchentlich unsere schöne Yoga Hose anziehen, in ein Yogastudio fahren und in einer Gruppe praktizieren. Über die Bewegung unserer Muskeln, Gelenke, Sehnen und Bänder und der Verbindung zum Atem tauchen wir ein, in einen manchmal magischen Prozess der „Wiederherstellung“.
Von einem Gefühl des in der Komplexität der Anforderungen des Tagwerks verloren gegangener Zugehörigkeit. Zugehörigkeit zu was eigentlich? Wenn wir das in den Momenten wüssten, in denen wir uns selbst erleben wie ein Raumschiff im großen Universum ohne wohin und warum? Kennst Du das? Und dann bist Du auf der Matte und fängst an dich in dieser yogischen Weise zu bewegen und zu beleben. Und irgendwie ruckelt es dich wieder zurecht und du fühlst es wieder- dieses wohin und warum. Auch wenn du es nicht benennen kannst.
Du möchtest es festhalten- es scheint zu zerrinnen- wie manche dieser Dinge, die wir festhalten wollen. Und es kommt wieder die ganze Woche in der das andere- das „normale Leben“ stattfindet. Aber diese Erfahrung ist trotzdem Teil von dir.
In meiner Zeit in Indien konnte ich noch in einen weiteren Aspekt der Yogapraxis eintauchen. Eine Art und Weise das Leben zu leben. Wir würden es life style nennen. Die Art zu denken und auf Situationen und Menschen zu reagieren. Die Art mit uns selbst und den Herausforderungen des Täglichen umzugehen. Yoga ist ein Weg der Erfahrung und lebt vom Tun und von der Ausrichtung. Die Matte ausrollen, vor, nach und während dem Tagwerk, ohne erst irgendwo hin fahren zu müssen, das ist, nach meinem Empfinden, auch gelebte Praxis.
Ich gebe zu, ich bin überrascht und staune über die Erfahrungen meiner Teilnehmenden und auch meiner eigenen während der Online Praxis. Eine Chance die Praxis leicht und unkompliziert in das Tägliche zu integrieren für einen Yogischen-Life-Style. So nah am Täglichen, wie Yoga ursprünglich verstanden wurde. Und wir haben uns gegenseitig darin unterstützt, weil wir verabredet waren.
Gleichwohl und nicht minder essentiell sind wir Menschen auch soziale Wesen und leben von und mit der Begegnung der Gemeinschaft. Ich selbst verstehe viele Aspekte des Lebens im „sowohl als auch“ und nicht nur im „entweder oder“. Ich liebe das ZusammenSein „leibhaftig“ und liebe das Sein in Gruppen und Kreisen. So werde ich, nach meinen Möglichkeiten gerne Gelegenheiten für Begegnung schaffen und freue mich, wie ein Kind darauf. An dieser Stelle mal ein paar „Vermissgrüße“.
Gleichzeitig bin ich sehr erstaunt über den Unterschied ob an meinem Bildschirm eine Gruppe zusammengekommen ist oder ob ich alleine damit bin, wenn ich zBsp. eine Aufnahme mache. Und ich fange an zu ahnen, dass wir weitreichendere und kraftvollere Möglichkeiten haben uns in Gemeinschaft zu verbinden als wir uns das zum jetzigen Zeitpunkt vorstellen können. Und ich ahne, dass wir das nicht unterschätzen sollten.
Und so möchte ich weiter gehen mit der ganzen Bandbreite unserer Möglichkeiten in das, jenseits von Worte liegenden, wohin und warum. Und die, jenseits von Worte liegende, Zugehörigkeit zum Leben selbst immer wieder zu suchen, zu spüren und auszudrücken.
Danke, daß wir zusammen Yoga praktizieren können.
herzlichst Marietta